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Kapitel 2 (d)
2.4 Internet Engineering Task Force (IETF)
Die Internet Engineering Task Force (IETF) ist eine international zusammengesetzte Gruppe von Netzwerktechnikern, Managern und Forschern, die sich um die technischen Grundlagen des Internet kümmert. Sie sorgt für die Standardisierung und Entwicklung wichtiger Internet-Protokolle.
Aber was hat das mit freier Software zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Wenn man aber genauer hinsieht, erkennt man, daß die Arbeitsweise in der IETF den Gepflogenheiten der Open-Source-Gemeinde sehr nahe kommt. Bloß liegt der Kern der Angelegenheit nicht darin, eine stabile, verläßliche und freie Software für den Anwender zu schaffen, sondern offene Standards zu entwickeln; das Lebenselixier einer globalen technischen Errungenschaft: das Internet.
Ohne seine offenen Standards, den dazugehörigen freien Referenzimplementierungen und die frei verfügbare Dokumentation1 hätte das Internet keine derartige Verbreitung erfahren. Schon seit seiner Geburt 1969 gab es eine kooperierende Gemeinschaft von technikverliebten Akademikern, die niemals an eine finanzielle Ausschlachtung ihrer Arbeit dachten oder es in Erwägung zogen, ihre Entwicklung in irgendeiner Weise anderen vorzuenthalten. Zwar nahm die Öffentlichkeit zunächst kaum Notiz davon, aber an Universitäten hatte man schnell durch die offene Umgangsform andere Interessenten angezogen. Diesen Arbeitsstil versucht die IETF bis heute zu bewahren. Zwar existiert sie erst seit Anfang 1986, aber sie hat - abgesehen von TCP/IP - an allen Basistechnologien des Internet mitgewirkt. Seitdem sind die Besucherzahlen der IETF-Meetings sprunghaft angestiegen. Von 35 1986, über 500 1992, bis heute weit über 2000 Teilnehmer.
Einen Rechtsstatus oder eine formelle Mitgliedschaft hat die IETF nicht. Jeder, der über IETF-Mailing-Listen kommuniziert oder ein IETF-Meeting besucht, wird als ein Mitglied betrachtet. Allerdings werden keine Organisationen oder Unternehmen als solche akzeptiert. Natürlich sind einige Teilnehmer Abgesandte von Unternehmen, die versuchen, in der IETF ihre Interessen durchzusetzen.
In Arbeitsgruppen, die auf acht Sachgebiete (Applications, General, Internet, Operations and Management, Routing, Security, Transport Services, User Services) verteilt sind, werden Standards entwickelt, implementiert und getestet. Dabei gilt der Grundsatz "rough consensus and running code". Bei Abstimmungen ist zwar keine Einstimmigkeit erforderlich, aber im allgemeinen werden Vorschläge, die weniger als 80 Prozent der IETF-Mitglieder befürworten, zurückgewiesen. Nur das, was nachweislich (durch mehrere Implementationen) funktioniert, erhält den Zuschlag.
"There is an intrinsic partnership between open standards processes, open documentation, and open sources. This partnership produced the Internet and will produce additional wonders in the future." - Scott Bradner, IETF
Die IETF ist im Grunde eine bottom-up-Organisation, d.h. es gibt keine leitende und formende Führungsriege oder eine andere zentrale Autorität. Vielmehr ist sie selbstorganisierend. Arbeitsgruppen werden gegründet, wenn interessierte Mitglieder ein gemeinsames Problem bewältigen wollen. Sie unterscheidet sich damit von anderen Standardisierungsorganisationen wie die ISO (International organization for standardization) Dieses Konzept wirkt, solange die IETF aus enthusiastischen, innovativen und visionären Personen besteht [19].
Mit der Zeit nahm mit der enorm ansteigenden Mitgliederzahl auch die Anonymität zu. Statt intensiver Diskussionen trat mehr und mehr unidirektionale Kommunikation (Präsentationen, Vorträge) in den Vordergrund. Die vormals dichte Atmosphäre kooperativer Geister wurde von Interessenskonflikten konkurrierender Parteien (meist Mitarbeiter von einflußreichen IT-Unternehmen) durchdrungen [20]. Doch trotzdem kann die IETF seine Unabhängigkeit bewahren, und weiterhin wird das Modell von Open Source praktiziert.
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