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Kapitel 6 (a)

Freie Software in der Wirtschaft

Während in der Finanz- und Börsenbranche bereits nacktes Wissen und reine Information eine Handelsware mit Verkaufswert darstellt, so muß sie in der Softwareindustrie erst zu einem nutzbaren Produkt aggregiert werden. Doch ist dieser Prozeß der Herstellung nur ein Teil des Gewerbes, denn sie wird umgeben von einer außerordentlichen Dienstleistungsvielfalt, um Software zu vertreiben, zu verkaufen, individuell anzupassen, in eine bestehende Umgebung zu integrieren und seine Anwender bei der Benutzung zu unterstützen.

"As long as the software industry continues to misperceive itself as a manufacturing industry, instead of a service industry, reliability is going to be awful. But that shift is not going to happen until source is open. That's the difference between closed and open source." - Eric Raymond.

Für den Laien scheint der Verkauf von Software auf den ersten Blick die einfachste und größte Einkommensquelle der Hersteller zu sein. So wäre es also sehr dumm, diese Quelle versiegen zu lassen, indem die Unternehmen nun auf freie Software setzen und zudem noch ihre Ideen, die dem Quellcode innewohnen, preisgäben. Tatsächlich macht aber nicht der Verkauf, sondern die dazugehörigen Dienstleistungen wie Wartung, Pflege, Schulung etc. den Löwenanteil des Umsatzes aus [42].

Bereits seit vielen Jahren wird freie Software in der Industrie eingesetzt. Sehr häufig wurde es von den Technikern, die seine Stabilität und Sicherheit sehr schätzten, in den Unternehmen inoffiziell eingeführt. Manager und einflußreiche Entscheidungsträger wußten davon meistens nichts. Und wenn doch, dann gaben sie es wegen des damaligen schlechten Images des Anti-Kommerzialismusses von freier Software nur ungern zu. Mit der erfolgreichen Marketingkampagne der Open Source Initiative, die auf die Führungsriege der Firmen, die CEOs (Chief Executive Officer) und CTOs (Chief Technical Officer), gerichtet ist, hat sich das Bild dramatisch verändert. Man bekennt sich zu Linux und Co.: Oracle korrigierte seine Haltung zur Linux-Unterstützung in kurzer Zeit von "auf keinen Fall" zu "in ein paar Monaten gibt es unsere Datenbank für Linux". Apple öffnete Teile seines Server-Betriebssystems MacOS X, IBM beteiligt sich momentan an der Entwicklung des Apache usw.

Dieses Kapitel erläutert wirtschaftliche Werte freier Software, benennt Strategien für ein erfolgreiches Unternehmertum mit Open Source in den verschiedensten Geschäftsfeldern und beschreibt ihre ökonomischen Folgen auf einem hart umkämpften Markt.


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