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Kapitel 3 (i)

3.9 Samba

Möge sich jetzt bitte jeder Informatiker melden, der noch nicht in eine Diskussion Unix vs. Windows verstrickt war; es sind sicherlich wenige. Doch statt das eine zu verfechten und das andere zu verteufeln, ist es wesentlich produktiver, die Vorzüge beider Systeme zu verbinden. Gerade in der heutigen Zeit der Netzwerke erlangt die Integration heterogener Plattformen immer größere Bedeutung.

Der aus Australien stammende Schöpfer Sambas, Andrew Tridgell, dachte 1992 noch nicht in solchen Dimensionen, vielmehr war es wie sooft ein technisches Problem, dessen softwaretechnische Lösung sich später zur Nummer eins der Windows-Unix-Integration entwickeln sollte. Tridgell wollte Verzeichnisse auf der Festplatte eines Unix-Servers auf seinem DOS-PC nutzen ("mounten"), was im Grunde mit NFS (Network File System) kein Problem darstellte, wohl aber, wenn auf dem DOS-PC zusätzliche Anwendungen laufen sollen, die sich anderer Netzwerkschnittstellen, beispielsweise NetBIOS bedienen. So untersuchte er Microsofts SMB-Protokoll (Server Message Block), das für das File-Sharing in einem lokalen Netz verantwortlich ist, und implementierte es in einer Software auf seinem Unix-Server. Zwei Jahre später konnte er mit dem gleichen Programm ein Linux-System mit einem Windows-Rechner verbinden und von beiden Stationen einen gemeinsamen Drucker nutzen.

Das unter der GPL vertriebene Samba ist also eine auf einem Unix-Server laufende Software, die Dienste eines Windows-Rechner zur Verfügung stellt. Für denjenigen, der diese Dienste nutzt, sieht der Server wie ein anderer Windows-Rechner aus.

Mit der im Januar 1999 erschienenen Version 2.0 bietet Samba nicht nur Drucker- und Dateidienste an. Es beherrscht quasi alle Dienste, die ein Windows-NT-Server bietet, darunter auch Anmelde- (Authentifizierungs- und Autorisierungs-) und Namensdienste. Interessanterweise haben Studien von Ziff-Davis gezeigt, das ein Linux-PC mit Samba schneller arbeitet als ein Windows-NT-Server mit identischer Hardware [26].

Es ist nicht immer einfach, diese Dienste eines Windows-Rechners in andere Software zu implementieren, denn Microsofts Informations- und Dokumentationspolitik ist in dieser Beziehung mehr als zurückhaltend. Erreichen läßt es sich aber, wie man sehen kann, trotzdem und zwar durch die Bestrebungen vieler Entwickler aus aller Welt, von denen lediglich ein einziger für seine Arbeit bezahlt wird: Jeremy Allison von SGI, der derzeitige Leiter des Samba-Projekts. SGI trägt einen großen Anteil am Erfolg Sambas, war es doch Ende 1998 die erste Firma, die kommerziellen Support dafür anbot.

Der Vorteil einer großen verteilten Entwicklergemeinde zeigt sich im Falle Sambas anhand folgenden Falls: Die Version 2.0 enthielt einen gravierenden Fehler, der jedoch bereits drei Tage später behoben wurde und die Versionsnummer auf 2.02 hob. Eine derart schnelle Reaktionszeit ist nirgendwo sonst als bei Open-Source-Software möglich. Das aktuelle Release trägt die Versionsnummer 2.0.6.

Die enorme Bedeutung von Samba wurde unterstrichen, als dem Gründer der Open Source Initiative Eric Raymonds, zwei interne Microsoft-Memoranden zugespielt wurden, heute weltweit als die Halloween-Dokumente bekannt, die Samba und andere Open-Source-Projekte als gefährliche Bedrohung für Microsofts Vormachtstellung aufzeigten.

Der zukünftige Werdegang Sambas wird durch Windows 20001 geprägt werden. Zahlreiche neue Features wie Dynamic DNS, Active Directory und Kerberos müssen berücksichtigt werden [27]. Es ist sicherlich eines der spannendsten Projekte und bedarf deshalb umso mehr Aufmerksamkeit.


1 Chris Hertel vom Samba-Team beschreibt es augenzwinkernd: "Windows 2000 lauert wie ein träges Tier, das über den Rand seines Baus schaut. Wir wissen nicht genau wie es aussieht, aber es steht fest, das es Zähne haben wird."


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