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Kapitel 3 (l)

3.12 Python

Anfang 1990 arbeitete der in Amsterdam geborene Guido van Rossum an einem Interpreter für eine neue Programmiersprache, die der für Lehrzwecke entworfenen Sprache ABC ähnelte. Wegen seiner Vorliebe für die britische Komikertruppe Monty Python taufte er sein Projekt Python. Die Gründe, warum van Rossum seine Entwicklung von ABC ableitete, lagen darin, daß sie sehr elegant und einfach zu erlernen, aber trotzdem mächtig genug war. Als zweites Vorbild für die Schaffung der neuen Skriptsprache diente Modula-3.

Kurz nach der Veröffentlichung der ersten Version Ende des Jahres 1991 entstand eine kommunikative Entwicklergemeinde, die schnell eine Mailing-Liste, eine Newsgroup und einen Web-Server rund um Python einrichteten. Später wurde aus dieser Gruppe die Python Software Association (PSA), die heute die weitere Entwicklung, Förderung und Promotion übernimmt, eine zentrale Anlaufstelle für alle Python-Interessierten.

Die PSA arbeitet eng mit der Corporation for National Research Initiatives (CNRI) zusammen, eine von der US-Regierung finanzierte Institution, die auch unmittelbar Geldmittel für die PSA zur Verfügung stellt. Sie ist van Rossums Arbeitgeber. Eines seiner Anliegen ist es, die PSA zu einem Industriekonsortium wie dem W3C aufzubauen, was eine sinnvolle Organisationsform für Open-Source-basierte Projekte sein könnte.

Auch wenn Python ursprünglich der Unix-Welt entstammte, ist sie doch kaum an dieses System gebunden, was die Portierungen nach DOS, Windows, Macintosh, Linux, OS/2, Amiga, BeOS, VMS usw. belegen.

Als freie Software ist der Quellcode für jedermann zugänglich. Die früheren Python-Quellen fielen zwar unter das Copyright des Stitching Mathematisch Centrum, Amsterdam - van Rossums früheren Arbeitgeber - was aber bezüglich der Benutzung, Modifikation und Weiterverbreitung nicht einschränkt. Es gibt keine GNU-ähnlichen Copyleft-Restriktionen für den kommerziellen Gebrauch und Verkauf.

Die Vorzüge von Python sind nicht von der Hand zu weisen. Seine Mächtigkeit bezüglich der Datenstrukturen und -operationen wird hinter einer einfachen objektorientierten Oberfläche versteckt. Durch diese Abstrahierung fällt viel Arbeit dem Interpreter zu, wodurch die Ausführgeschwindigkeit von Python-Programmen hinter denen anderer Skriptsprachen zurückfällt. Dieser Verlust wird jedoch mehr als ausgeglichen durch den außergewöhnlich kurzen Entwicklungszyklus, die Intergrierbarkeit in andere Programmiersprachen, beispielsweise Java, die einfache Portierung und vieles mehr. Python-Skripte sind in der Regel fünf bis zehnmal kleiner als C++-, und drei bis fünfmal kleiner als Java-Programme.

Durch die unzähligen Python-Module läßt sich nahezu jede Funktion eines Computersystems nutzen. Industrial Light and Magic, die Special-Effects-Schmiede von George Lucas, nutzt Python für ihre Animationen, die NASA für ein Planungssystem, zahlreiche Web-Site-Anbieter für die dynamische Erzeugung ihrer Internet-Seiten, sogar das Mission Control Center in Houston arbeitet damit. Das dürfte die Industrietauglichkeit dieser Hochsprache bewiesen haben.

Für die Zukunft halten die Python-Entwickler rund um van Rossum hochinteressante Projekte parat. So wird die Implementierung in Java, JPython von Jim Hugunin, weiter gedeihen. Module zur Anbindung an Microsoft Office, sowie zur Handy-Kommunikation (SMS) und XML-Integration werden entwickelt. Außerdem soll Python wegen seiner Einfachheit und guten Lesbarkeit als Lehrsprache an den Hochschulen, gerade auch für Nicht-Informatiker, Verwendung finden, wozu das eigene Projekt CP4E gegründet wurde.


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